You never walk alone!

Bildungsreisen eigentlich ins europäische Ausland. Aber sind wir uns in Ost und West bekannt? Sprechen wir ausreichend voneinander oder lernen voneinander?

Wir merkten, dass wir gut davon profitieren, wenn wir nach Dortmund und Gelsenkirchen fahren und Menschen begegnen und – wie auf jeder Reise – uns selbst befragen.

10 Personen machten sich im Oktober 2022 auf den langen Weg aus Chemnitz ins Ruhrgebiet.

Der erste Programmpunkt war auf dem Zwischenhalt in Dortmund: ein Gespräch mit Volkan Ugur, Stadt Dortmund Amt für Angelegenheiten des Oberbürgermeisters und des Rates, Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie, und ausgewiesener Fußballexperte.

Voller Respekt nahmen wir die Empfehlungen und Erfahrungen von Volkan Ugur auf. Das Fazit der Teilnehmenden: wir brauchen eine Abkürzung in Chemnitz! In Dortmund besteht dieser Prozess seit Jahrzehnten. Was wir uns vor allem für Chemnitz wünschen, wäre die klare Positionierung von Verwaltung und Politik die eine rote Linie gezogen haben in Dortmund. In der Reflexion kam der Wunsch auf, Volkan Ugur einzuladen und den Dortmunder Weg vorzustellen. Gesagt, getan. Am 25. August ist Volkan Ugur zu Gast in Chemnitz und wird auf der Podiumsdiskussion „Stadion–ein Ort für Alle?!“ sprechen. Wir wollen, dass Alle zuhören!

Danach besuchten wir die Schalker Fan-Initiative e.V., Paula Reh und Dietmar Theißen (Vorsitzende). Begeistert haben wir von den Aktivitäten der Schalker Fan-Initiative gehört und sind anschließend ins Stadion gegangen. Auch sehr lehrreich – obwohl Schalke verlor: die positive Stadionstimmung war für viele Mitreisende, die das CFC Stadion kennen, eine Überraschung. „Selbst im Verlieren wird sich über sich selbst lustig gemacht, sie feiern sich selbstironisch“. Überrascht hat auch das große Sicherheitsgefühle nach dem Spiel. Insgesamt war die hohe Identifikation sehr lehrreich. „Der Schal lässt dich Teil der Familie sein“ und das wird an die jüngere Generation weitergegeben. Bei CFC ist alles tendenziell militaristisch, aber auf Schalke klare Identität im Stadion, auch Schattenseiten der Geschichte werden aufgearbeitet und sich dieser gestellt. Das konnten wir direkt erleben bei der „Mythos Schalke Tour“ mit Olivier Kruschinski und einem Rundgang zu Spuren jüdischer Menschen, die direkt und indirekt etwas mit dem FC Schalke zu tun hatten mit Dietmar und Paula von der Fan-Initiative e.V..

In der Reflexion wurden Vergleiche zum Chemnitzer Fußball gezogen. „Tradition ist nicht definiert beim CFC – wird von rechts ausgenutzt“. Es täte dem Verein gut, sich mit Vereinsgeschichte auseinanderzusetzen und nicht nur der Sportlichen. „Ehre, Treue, Heimat“– ist derzeit Fangesang. Wie wird diese definiert. Hieraus entstanden mehrere Veranstaltungen in Chemnitz, die sich mit der Geschichte, auch der jüdischen, im Chemnitzer Fußball beschäftigen werden.

Die Schalker Fan-Initiative e.V. will uns auch in Chemnitz besuchen und bei unserem Projekt #Heimspiel unterstützen.

Spaziergang, zu Kreativquartier Ückendorf, der „Sonnenberg Gelsenkirchens“ brachte uns eine wichtige Pott-Kultur nahe – den Strukturwandeln, den wir nur all zu gut aus Chemnitz kennen (und die Trinkhallenkultur).

Sonntag wurde schon zurückgereist und „Montag an die Schippe“ wie man im Pott sagt.

Wie auf jeder Reise reflektiert man sich selbst. Das gute an einer Bildungsreise ist, dass man es mit anderen Akteuren aus Chemnitz tut. So entstanden auf der Rückreise einige Überlegungen und konkrete Maßnahmen. Wir haben uns sehr wohl und willkommen geheißen gefühlt in Gelsenkirchen! Das lag vor allem an der wunderbaren Gastgebenden Andrea Lamest, Referatsleiterin Kulturamt der Stadt Gelsenkirchen und Gelsenkirchens größter Chemnitz-Fan. Es herrschte viel Wissen über Chemnitz. Das begegnet uns selten und hat gut getan. Glück auf, liebe Kolleginnen und Kollegen – wir sehen uns in Chemnitz!

Fotos: Alexander Daavedra, Attila Bihari, Uwe Wirkner

Gebäude der Schalker Fan-Initiative e.V.
Außensicht der Veltins-Arena bei Dunkelheit