Nachdem wir zweimal aufgrund von Corona die Planungen für die Bildungsreise ad acta legen mussten, war es nun endlich soweit. Vom 7.10. bis zum 10.10.2021 haben wir uns mit einer bunten Truppe von 17 Akteur:innen aus Kultur, Zivilgesellschaft, Theater, Medien und Bildung auf den Weg nach Ústí nad Labem und Prag gemacht. Ústí nad Labem ist als Partnerstadt von Chemnitz nicht nur eine Reise wert, sondern ebenso gut mit dem Zug zu erreichen. Entlang der Elbe sind wir am frühen Donnerstagmorgen durch den Nebel in ein sonniges Wochenende gestartet.

Gleich nach der Ankunft haben wir uns mit Martin Krsek vom Muzeum Ústí nad Labem (usti-aussig.net) und Stadtrat für Kultur für Pro!Ústí zu einer Stadtführung getroffen. Es gab spannende Eindrücke in die architektonische Geschichte, aber auch eine kurze Einführung in die politische Landschaft des Landes anhand der zahlreichen Wahlplakate im Straßenbild. Für den Tag darauf stand die Parlamentswahl an, die uns auch noch das ein oder andere Mal begegnen sollte.

Nur wenige Tage vor der diesjährigen Auflage des KULT – Festival der Performing Arts in Ústí nad Labem fand Direktor Jan Kvasnička trotzdem Zeit für ein gemeinsames Mittagessen und stelle sich unseren Fragen, bevor wir dann aus der Stadt hinaus zum Kulturzentrum Řehlovice fuhren. Ein beeindruckender Ort der Kunst und Begegnung, den uns Mitinhaberin und Initiatorin Lenka Holíková zeigte.

Nicht das erste Bier des Tages gab es dann im Veřejný sál Hraničář  mit Aleš Loziak – Direktor des Hauses. Ein Gespräch zu den Kämpfen um Erhaltung und Bespielung des Hraničář bis hin zu heutigen gut funktionierenden Strukturen auf Augenhöhe.

Am nächsten Tag düsten wir dann weiter nach Prag. Kurz vor der Öffnung der Wahllokale trafen wir dort in den Räumen der NGO INBÁZE, einer Beratungsstelle für Menschen mit Migrationsgeschichte in Prag, die Journalistin Fatima Rahimi (Deník Referendum, Radio Wave u.a.) und Zuzana Schreiberová (Direktorin Multíkulturní Centrum). Vor den besorgniserregenden Hintergründen der Prognose und Entwicklungen zu den erwartenden Wahlergebnissen schilderten uns die beiden beiden bemerkenswerten Frauen ihren Arbeitsalltag und unermüdlichen Gegenwind zu Faschismus und Rassismus in Tschechien.

Am Nachmittag besuchten die Teilnehmenden in Kleingruppen verschiedene Organisationen und Projekte. Dazu zählte: Post Bellum mit einem Gespräch mit Marie Janoušková https://www.postbellum.cz/english/, die Library of things (Knihovna veci) im Goethe-Institut Prag, das Theater/Divadlo Ponecmit mit einem Gespräch mit Yvona Kreuzmanová https://divadloponec.cz/ und ein Besuch im Artivist Lab https://www.artivistlab.info/the-artivist-lab im Gespräch mit der Kunsthistorikerin Eliška Špálová von Auto.Mat. Wir sprachen über politische Kunst, Aktivismus und das Anliegen der Galerie vor allem Stimmen von Minderheiten, nicht nur zu Minderheitenthemen, zu Wort kommen zu lassen. www.artivistlab.info,

Am Abend tauschten wir uns mit Petr Šimon aus, der die Kulturhauptstadt in Plzen und in Nitra/Slowakei 2026 berät.

Am Samstag starteten wir zu einem Rundgang durch Prag 7 -Holešovice mit dem Stadtverordneten, zuständig für Soziales und Minderheitenfragen, Jakob Hurrle.

Dann fuhren wir zurück nach Ústí nad Labem und besuchten das Fußballtraining von Lukás Pulko, Gründer von Mongaguá Ústí nad Labem und Řekni rasismu ne – Say no to racism https://www.mongagua.cz/ im Brennpunktviertel Krásne Březno.

Abends rundeten wir den Tag mit einem Besuch im Činoherní studio/Schauspielhaus und einem Gespräch mit Roma-Aktivist Jozef Miker ab.

Die Reise rundeten wir im Fokuscafé Bárka ab, ein Café, in dem Menschen mit geistigen Behinderungen mitarbeiten. Hier besuchte uns noch die Stadtverordnete Lenka Vonka Černá, Direktorin des Freiwilligenzentrum Ústí nad Labem https://www.dcul.cz/.

Alle Mitreisenden teilten drei ausgewählte Fotos von den letzten Tagen miteinander. So stellen alle Mitreisende vor, was sie mitnehmen von den vielen Eindrücken. Die Parlamentswahl in Tschechien war zu diesem Zeitpunkt ausgezählt. Ein (politischer) Wechsel steht im Land an.

Zu Besuch im Kulturzentrum Řehlovice
Teilnehmer:innen zu Besuch im Artivist Lab