Reframing Identities

– Zur Archäologie eines Konfliktes –

Am 11. November 1989 titelte die Bild-Zeitung: „Wir sind das Volk“ rufen sie heute – „Wir sind ein Volk“ rufen sie morgen.“ Der Ausruf wurde zum wichtigsten Symbol für die deutsche Wiedervereinigung. „Wir sind ein Volk“ steht auf der Armbanduhr, die anlässlich des 25. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung verkauft wurde. Vier Jahre später scheint die Uhr zurückgestellt: „Wir sind ein Volk“ war gestern, „Wir sind das Volk“ ist heute. Die Uhr ist eines der Elemente, welche der Dauerausstellung des smac im Rahmen von „Reframing Identities“ hinzugefügt werden, um alternative Erzählungen rund um das Thema Identität zu eröffnen. Das Projekt ist das Ergebnis einer Erforschung der Archäologie des Alltags und der jüngeren Geschichte von Chemnitz. Der Fokus liegt auf dem Einfluss von Ideologien auf die Konstruktion nationaler Identität.

Über zwei Monate hat sich der Budapester Künstler Szabolcs KissPál mit der Dauerausstellung des smac beschäftig mit der Unterstüzung von Adel Alaswad, Archäologe aus Damaskus, und Dana Alnaeb, Künsterlin aus Damaskus, Ausstellungsstücke ergänzt und kommentiert – so auch die symbolträchtige Uhr. In einem gemeinsamen Rundgang beschreiben KissPál und Alaswad ihre Forschungsstationen und Ergebnisse: Welche Eingriffe haben sie während der Dauerausstellung vorgenommen? Welche neuen Erzählungen und Perspektiven auf Identität wurden eröffnet?

Ein zweiter Teil des Kunstprojektes ist der Stadtrundgang „New (Hi)Stories of Chemnitz“, der auf deutscher und arabischer Sprache angeboten wurde.

Detail Photo © Adel Alaswad

MASJID CHEMNITZ – Neue Geschichte(n) von Chemnitz

„Es gibt Unterschied zwischen Syrien [und Chemnitz]. Die Verkäufer sprechen immer laut, aber hier […] gibt es keinen Basar […]. Hier ist es sehr ruhig, wir sprechen, wir laufen und wir treffen Freunde. Manchmal gehe ich mit meiner Frau zum Café, sitze und gucke und höre Musik […] auf der Straße.“

Von der Moschee zum smac: Im Zuge des Kunstprojektes „Reframing Identities“ am smac begibt sich der Projektpartner von Szabolcs KissPál, Adel Alaswad, studierter Archäologieassistent und früherer Tourguide in Syrien, auf eine ganz persönliche Reise durch Chemnitz. Dabei zeigt er die wichtigsten Stationen seit seiner Ankunft in der Stadt: Orte voller bürokratischer Hürden, des alltäglichen Lebens und der Gemeinschaft. Seine persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen werden mit historischen Fakten zu den einzelnen Stationen kombiniert. Zusätzlich waren im smac ab dem 8.11.2018 zwei Plakate über zwei wichtige Orte seines Lebens zu sehen: Damaskus und Chemnitz. Diese Foto-Collagen wurden durch Audioaufnahmen seiner Tour ergänzt.


Das Projekt wurde veranstaltet von dem staatlichen Museum für Archeologie Chemnitz und dem Programm neue unent_deckte narrative.